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Plötzenfliessmühle

bei Schloppe im Kreis Deutsch-Krone in der Provinz Westpreussen

Der Geburtsort meines Grossvaters in der Provinz Westpreussen hat etwas Forschungsarbeit benötigt. Er ist in Plötzen­fliessmühle als Sohn des Schleusenwärters Franz Ludwig Kutz und Hanne Christiane Kohlhof geboren, die selbst im ‚Schleusenwärterhaus bei Grüneberg‘ geboren wurde. Zunächst kann man sich fragen, warum ein Schleusenwärter in einer Mühle wohnt, denn Plötzenfliessmühle war eine Mühle am Plötzenfliess. Dort lebten Franz Ludwig und Hanne Christiane als ihr Sohn 1883, mein Grossvater, geboren wurde. Es ist überliefert aber nicht belegbar, dass Franz Ludwig Schleusenwärter war.

Es gab ein Schleusenwärterhaus am Abfluss des Plötzenfliess aus dem Bahrenort-See nicht unweit der Plötzenfliessmühle. Die Schleuse diente damals zur Regulierung des Wasserstandes vom Bahrenort-See und des Abflusses in das Plötzenfliess.

Der Bahrenort-See diente als Wasserreservoir sowohl für die Bewässerung der landwirt­schaftlichen Einrichtungen in Steinbusch als auch zum Betrieb der technischen Einrichtungen am Plötzenfliess: der Salmer Glashütte und der Werder Mühle/Plötzenfliess Mühle. Um die für die jeweiligen Zwecke nötigen Wassermengen regulieren zu können, gab es an den jeweiligen Ausflüssen Schleuseneinrichtungen.

Es gab ein weiteres Schleusenwärterhaus bei Grüneberg, das vermutlich das Geburtshaus meiner Ur-Grossmutter, Hanne Christiane Kohlhof, war. Anfang des 19. Jahrhunderts legte Oberamtmann Sydow den Zietenfierkanal zur Bewässerung des Sandbodens an, es entstand ein Schleusenhaus am Kanal.

Es wäre denkbar, dass Franz Ludwig dort bei seinem ‚zukünftigen‘ Schwiegervater gearbeitet hat und seine zukünftige Ehefrau kennengelernt hat. Tatsächlich wurden aber die ersten Kinder der beiden ab 1872 in Gollin geboren, wo auch die Heirat 1871 stattfand, bevor August Gustav 1883 in der Plötzenfliessmühle geboren wurde.

Geographische Koordinaten der Plötzenfliessmühle 55°04‘49“N, 15°59‘31“E, ca. 4,5 km nordöstlich von Steinbusch, heutiges GÅ‚usko und im Nationalpark Drawa (DrawieÅ„ski Park Narodowy) gelegen.

Ursprünglich bestand hier ein Übergang über das Plötzenfliess, indem die Wehranlage der früheren „Werder Mühle“ als Brücke gebaut war. Da die Brücke die Kreisgrenze überbrückte, hiess die beidseitig des Baches gelegene Anlage auf Kreis-Arnswalder-Seite ‚Werder Mühle‘, polnisch WÈ©gornia. Es gab dort bis ca. Ende der 1930er Jahre laut Messtischblatt von 1933/34 auch ein Forsthaus. Auf der Kreis Deutsch-Kroner Seite ist sie auf dem Messtischblatt von 1876 als ‚Plötzenfliess-Mühle‘ bezeichnet. Die Mühlenanlage wurde an dieser wegen des grossen Bachgefälles sehr günstigen Stelle um 1820 erbaut und war als Mühle ca. 100 Jahre in Betrieb. Danach diente sie nur noch als Übergang über das Plötzenfliess und zum Fischfang.

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Ob es eine Mahl- oder Sägemühle war, ist nicht bekannt. Bis in die 70er Jahre wurde die Anlage von Polen zum Fang von Aalen genutzt. Die dort aufgestellte polnische Info-Tafel des Drage-Nationalparks gibt an, dass in der Saison nächtlich bis zu 900 kg Aal gefangen wurden. Die Aale als Wanderfische wurden auf ihrem Weg ins Meer zu den Laichplätzen abgefangen.

Die Siedlung gehörte zum Kreis Deutsch-Krone, die nächstgelegene Stadt war Schloppe. Als Plötzenfliess­mühle wurde sie deshalb auch zumeist genannt. Da Schloppe jedoch nur schwierig zu erreichen war, dürften auch viele Verbindungen nach Steinbusch im Kreis Arnswalde bestanden haben.

Heute kann man auf der östlichen Seite noch die stabilen Grundmauern der Gebäude und der Wehranlage erkennen. Aus dem Wasser ragen noch zahlreiche Artefakte aus Holz und Eisen. Auf Arnswalder Seite konnten keine weitergehenden Artefakte gefunden werden, die mit einer Mühleneinrichtung oder einem Forsthaus in Verbindung gebracht werden können.

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